
Wandlungen
Vieles ist geschehen seit dem letzten Eintrag hier vom März 2003. Innere
Entwicklungen, mit denen wir beide nicht gerechnet hatten.
Bis Anfang Mai 2003 trugen wir unsere Gedanken mehr oder weniger in uns.
Versuchte jeder für sich selbst abzuklären, was wirklich los ist. Was nicht
heißt, dass keine Gespräche stattfanden, aber ich konnte einfach nicht klar
benennen, worum es mir wirklich ging.In mir nur
irgendwie das Wissen die momentane dom/dev Beziehung läuft nicht wirklich rund. Ich
legte mein Halsband, das ich so sehr liebe, ab. Es war ein spontaner
Entschluß. Ich dachte für mich, es passt nicht mehr, es zu tragen. Dann, das Warten darauf, eine
Reaktion von Seiten meines Tops zu erfahren. Sie blieb aus.
Zuerst war Verunsicherung in mir. Ja, auch Gedanken, warum sagt er nichts.
Ist es ihm nicht mehr wichtig? Provozierende, aufsässige Gedanken, dann halt
nicht mehr. Ich fühlte mich nicht mehr gefordert. Merkte, der Alltag hatte
sich zu sehr eingeschlichen. Unsere dom/dev Beziehung lief auf Sparflamme.
Neue Entscheidungen
Dann, Anfang Mai erhielt ich von Thomas eine Mail bezüglich seiner Gedanken
zur Situation. Sehr gerne teilen wir uns diese schriftlich mit, zum einen
weil sie nicht verloren gehen, zum anderen, weil beim Schreiben sich die
Gedanken eben expliziter erfassen lassen. Die darauf folgenden Gespräche
genieße ich immer wieder.
Wir stellten fest, dass sich nun für Thomas eine neue Ebene auftat. Es ist
ein Unterschied, ob zwei Menschen eine dom/dev Beziehung haben und sich nur
ab und an am Wochenende treffen, oder ob man sich tagtäglich sieht,
zusammenlebt, etwas, was auch für ihn neu war.
Der Alltag kommt hinzu, die Zeit des absolut Neuem war vorbei, welche eine
sehr hohe Konzentration, vor allem von Top, abverlangte. Manches wurde
einfach selbstverständlich, zwar nicht unbedingt nach dem Motto "alles was
man haben kann...", aber doch so, dass es sich leicht
reduzierte.
Mein Top teilte mir mit, dass er sich neu entschieden habe, mir die Sklavin
mehr zu zeigen, erleben zu lassen. Doch wie umsetzen all die Gedanken?
Wie, wenn die Zeit der Sklavin, ich z.b. auf die Toilette gehe, sehe, der
Spülkasten läuft über. Soll ich dann zu ihm gehen, sagen, "mein Herr
könntest du bitte den Spülkasten richten", oder dann doch, "bitte Thomas schau
mal nach, der Spülkasten ist nicht in Ordnung" *schmunzel*.
Sicher, das ist ein etwas überzogenes Beispiel, man könnte das auch später
sagen. Aber ich möchte hier nur zum Ausdruck bringen, dass es durchaus
passieren kann, wenn beide in ihrer "Rolle" Herr/Sklavin sind, sich der
Alltag in den Vordergrund drängt. "Rolle" deshalb geschrieben, weil es eben
auch ein normales Leben für uns beide gibt.
Frau lernt eigene Bedürfnisse zu erkennen
Mein Top führte mich die drei Jahre unseres Zusammenseins durch eine harte,
aber lehrreiche Schule. Sein oberstes Prinzip ist, lerne zu erkennen, was du
wirklich möchtest. Und ich lernte *smile*.
Ich lernte tiefes Vertrauen zu fassen, die Dinge beim Namen zu nennen.
Erfuhr einen großen Teil meiner Fantasien in der Realität zu erleben.
Manches wurde mir zum wirklichen Bedürfnis, vieles verstehe ich vom Kopf
her, einiges, das ich auch wirklich ohne Zögern umsetzen kann. Daraus ergab
sich im Laufe der Zeit eine gewisse Gelassenheit, ja sogar Souveränität. Und
nun stehe ich an dem Punkt, wo es für mich gilt, herauszufiltern, was ich
denn wirklich möchte. Das alleinige Bedürfnis, endlich erleben zu wollen drängt
sich etwas in den Hintergrund.
Ich liebe zwar das Spiel in/mit der Öffentlichkeit, aber es verstärkt sich
immer mehr für mich, meine devote Seite zu Hause, nur mit meinem Top
zusammen, fühlbarer leben zu wollen. Hier steht für mich nicht im
Vordergrund, dass Spielsituationen aufgebaut werden, oder sexuelle
Handlungen stattfinden. Nein, ich mag es spüren - das muß nicht nur auf der
körperlichen Ebene sein -, dass ich in Thomas, meiner
großen Liebe, auch meinen Herrn gefunden habe. Kleine, feine Schritte führen
uns immer mehr in diese Richtung.